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Rassebeschreibung Deutsches Reitpony vom Verband der Ponyzüchter Hessen Das Jahr 1965 ist als Beginn der Reitponyzucht in Deutschland anzusehen. Anläßlich der Jahrestagung der "Arbeitsgemeinschaft der Ponyzuchtverbände" in Bad Harzburg hielt ein New Forest-Züchter aus den Niederlanden einen Vortrag zur Zucht größerer Reitponys und über den plötzlich ansteigenden Bedarf an Jugendreitpferden in Holland. Diese Anregungen machten sich die Vertreter der anwesenden Zuchtverbände zu eigen und versuchten, eigene oder ähnliche Wege zu gehen. In einer Zeit wachsenden Wohlstands und vermehrter Freizeit war das allgemeine Interesse am Reitsport stark angestiegen. Im Jugendbereich wurden die ersten Ponyturniere veranstaltet. Kinder und Jugendliche entdeckten - nicht zuletzt durch Bücher und Fernsehen angeregt - ihre Liebe zum Pferd und zum Pferdesport. Versuche, in den einzelnen Züchtervereinigungen durch Kreuzungsprogramme wie Vollblut-Hengst und Fjordpferde-Stute oder Araber und Haflinger, führten letztlich nicht zum Erfolg. Erst der Import britischer Ponys und Besuchsreisen nach England regten zu einem Einkauf in großem Stil an und entfachten einen Ponyboom in Deutschland. Etwa ab 1975 setzte sich in den Ländern Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen mit Weser-Ems und Hannover sowie in Schleswig-Holstein die Reitponyzucht durch, wobei als Basisrassen heimische Wildbahnpferde in Westfalen, sonst aber britische Ponyrassen, vor allem Welsh-Ponys, dominierten. Angepaart wurde mit Arabern, Anglo-Arabern und Vollblütern. Als Vorbild wurde das britische "Riding Pony" betrachtet. Den deutschen Züchtern schwebte ein Pony vor, das die Qualitäten eines Reitpferdes mit dem Charakter, dem Typ und dem Leistungswillen eines Ponys verbinden sollte. In dem sehr kurzen Zeitraum von 6 - 10 Jahren entwickelte sich ein Reitponytyp, der sehr bald den aufstrebenden Turniersport beherrschte. Auf zunächst norddeutschen Schauen, später auch auf Bundesebene, hatten die Züchter Gelegenheit, ihr Zuchtziel zu demonstrieren. Bald kristallisierten sich auch bedeutende Vatertiere heraus, die von den Züchtern bevorzugt wurden. Leitungsprüfungen, zunächst nur der Hengste im Feld, später auf Station, heute auch von den hochwertigen Stuten gefordert, verbesserten den Zuchtfortschritt und führten zu einer größeren Ausgeglichenheit im Typ. Turniere auf nationaler und etwa ab 1975 auch auf internationaler Ebene bewiesen, daß die Reitponys deutscher Zucht den internationalen Standard erreicht hatten. Den deutschen Züchtern gelang es, mit Fleiß und Umsicht in der für die Pferdezucht kurzen Zeit von 20 Jahren ein Sportpferd im Kleinen zu züchten, das alle Anforderungen des Pferdesports erfüllt.
Die möglichst in einer Größe von 138 - 148 cm (Größenklasse G) gezüchteten Reitponys werden mit deutlichen Reitpferdepoints gewünscht, wobei der Typ mit kleinem Kopf, großen, lebhaften Augen und kleinen Ohren als Ponycharakter erhalten bleiben sollte. Anfang der 90er Jahre wurde in verschiedenen Zuchtverbänden der Versuch unternommen, durch die Einkreuzung von Warmblut-Hengsten (Trakehner, Hannoveraner, Holsteiner) Leistungsverbesserungen zu erreichen. Die Erfolge waren zum Teil ermutigend, doch mußten in manchen Fällen Konzessionen an den Ponytyp gemacht werden. Aufgrund der verschiedenen Herkünfte ist die Farbskala ebenfalls breit angelegt. Es sind praktisch alle bekannten Pferdefarben vertreten, doch überwiegen die Braunen, Füchse, Rappen und Schimmel. Die Reitponyzucht hat sich in der Zahl immer weiter nach oben entwickelt und ist die zweitstärkste Rassegruppe innerhalb der deutschen Ponyzuchten. Herkunft Deutschland Größe ca. 138 bis 148 cm Farben alle Äußere Erscheinung Typ Unerwünscht sind insbesondere ein derbes, plumpes nicht im Ponytyp stehendes Erscheinungsbild, ein grober Kopf, verschwommene Konturen, unklare Gelenke und bei Zuchtpferden fehlender Geschlechtsausdruck. Körperbau Erwünscht ist weiterhin ein zum Körperbau passendes, trockenes Fundament mit korrekten, ausreichend großen Gelenken, mittellangen Fesseln und festen, wohlgeformten, mittelgroßen Hufen, das eine lange Gebrauchsfähigkeit erwarten lässt. Außerdem eine korrekte, d. h. von vorne und hinten gesehen gerade Gliedmaßenstellung, ein von der Seite gesehen geradegestelltes Vorderbein und ein im Sprunggelenk mit etwa 150° gewinkeltes Hinterbein sowie eine jeweils gerade Zehenachse mit etwa 45° bis 50° zum Boden. Unerwünscht ist ein insgesamt unharmonischer Körperbau, insbesondere eine kurze, schwere oder tief angesetzte Halsung, eine kleine, steile Schulter, ein kurzer oder wenig markanter Widerrist, ein zu kurzer oder überlanger weicher Rücken, eine feste oder aufgewölbte Nierenpartie, eine kurze oder gerade Kruppe mit hohem Schweifansatz, geringe Brusttiefe und hochgezogene Flanken mit kurzer Hinterrippe sowie unkorrekten Gliedmaßen; hierzu gehören: kleine, schmale oder eingeschnürte Gelenke, schwache Röhrbeine und kurze, steile oder überlange, weiche Fesseln sowie zu kleine Hufe, insbesondere mit nach innen gerichteten Trachten.Unerwünscht sind weiterhin insbesondere zehenweite, zehenenge, bodenweite, bodenenge, rückbiegige, steile oder säbelbeinige, kuhhessige oder fassbeinige Gliedmaßenstellungen. Bewegungsablauf Grundgangarten Der Bewegungsablauf im Schritt soll losgelassen, energisch und erhaben sein bei klarem Ab- und Auffußen. Der Bewegungsablauf im Trab und Galopp soll bei klar erkennbarer Schwebephase elastisch, schwungvoll, leichtfüßig, getragen und mit natürlicher Aufrichtung und Balance ausgestattet sein. Der aus aktiv arbeitender, deutlich abfußender Hinterhand entwickelte Schub soll über einen locker schwingenden Rücken auf die frei aus der Schulter vorgreifende Vorhand übertragen werden. Etwas "Knieaktion" ist erwünscht. Unerwünscht sind insbesondere kurze, flache und unelastische Bewegungen bei festgehaltenem Rücken sowie schwerfällige, auf die Vorhand fallende oder untaktmäßige Bewegungen sowie schwankende und schaukelnde oder deutlich bügelnde, drehende, bodenenge, zehenenge, bodenweite bzw. zehenweite Bewegungen und Bewegungen mit übertriebener "Knieaktion". Springen Unerwünscht ist insbesondere ein unkontrolliertes oder auch unentschlossenes Springen mit hängenden Beinen, hoher Nase über dem Sprung, verbunden mit einem weggedrückten Rücken, bei dem der Fluss der Bewegung und der Rhythmus des Galopps verloren gehen. Innere
Eigenschaften - Leistungsveranlagung - Gesundheit Erwünscht ist ein unkompliziertes, umgängliches, gleichzeitig einsatzfreudiges, nervenstarkes und verlässliches Pony, das einen wachen, intelligenten Eindruck macht und durch sein Auftreten und Verhalten gute Charaktereigenschaften sowie ein gelassenes, ausgeglichenes Temperament erkennen lässt. Unerwünscht sind insbesondere im Umgang schwierige, nervöse oder heftige Ponys. Erwünscht ist ein rittiges, vielseitig veranlagtes, leistungsbereites und leistungsfähiges, für Reit- und Sportzwecke jeder Art insbesondere für Kinder geeignetes Pony. Erwünscht sind weiterhin robuste Gesundheit, gute physische und psychische Belastbarkeit, natürliche Fruchtbarkeit sowie das Freisein von Erbfehlern. |